Das Stadion der Stahlwerker „Ernst Grube“, umgangssprachlich „Die Grube“, war über Jahrzehnte das sportliche Herz von Riesa. Benannt nach Ernst Grube, einem deutschen Politiker und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, liegt das Stadion in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Riesa. Es war einst die Heimspielstätte der BSG Stahl Riesa und der Fußballabteilung des SC Riesa und ist tief mit der Fußballgeschichte der Stadt verwurzelt.

Eine Blütezeit in der DDR

Eröffnet am 29. Mai 1955, bot das Stadion anfangs Platz für über 11.000 Zuschauer. Die Bedeutung der Spielstätte wuchs rasant, als die BSG Stahl Riesa 1968 in die DDR-Oberliga aufstieg. Um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden, wurde die Kapazität auf 15.000 Plätze erweitert.

„Die Grube“ wurde in den folgenden Jahren zum Schauplatz zahlreicher denkwürdiger Begegnungen. Ein Höhepunkt war der Heimauftakt in der Oberliga gegen den Meister FC Carl Zeiss Jena, der 12.500 Fans anlockte. Trotz einer knappen 1:2-Niederlage bot die Mannschaft eine starke Leistung. Die beste Saison erlebte die BSG Stahl Riesa 1974/75, als sie mit einem sechsten Platz nur knapp die Qualifikation für den UEFA-Cup verpasste. Spiele gegen Mannschaften wie die SG Dynamo Dresden lockten bis zu 14.000 Zuschauer ins Stadion, das regelmäßig ausverkauft war.

Das Ende einer Ära

Nach der Wiedervereinigung verlor das Stadion zunehmend an Bedeutung. Bis 2003 war es die Heimspielstätte des FC Stahl Riesa 98, der aus der BSG hervorgegangen war. Doch mit der Auflösung des Vereins endete eine Ära. Das letzte offizielle Spiel des FC Stahl Riesa 98 fand am 17. Mai 2003 gegen den Bischofswerdaer FV statt, das die Gastgeber mit 1:0 gewannen. In den Folgejahren wurde „Die Grube“ nur noch vereinzelt von unterklassigen Vereinen genutzt, bevor der Betrieb schließlich ganz eingestellt wurde.

Gegenwart: Ein verfallenes Denkmal

Nach Jahren des Leerstands und Verfalls ist das Stadion heute nahezu unbrauchbar. Eine Instandsetzung würde mindestens drei Millionen Euro kosten, eine Summe, die die Stadt Riesa nicht aufbringen möchte. Die Haupttribüne ist stark beschädigt und musste aufgrund von Einsturzgefahr gesperrt werden.

Doch im Juni 2024 erwachte „Die Grube“ noch einmal für einen Tag aus ihrem Dornröschenschlaf. Die Groundhopper-Gruppe „Lost Ground Hop“ organisierte ein Freundschaftsspiel zwischen dem SV Stauchitz 47 und dem PSV Braunschweig. Vor 999 Zuschauern, der maximal zugelassenen Besucherzahl, endete das Spiel mit einem 6:2-Sieg für Stauchitz. Um das Spiel überhaupt zu ermöglichen, wurde das Spielfeld mit 100 Tonnen Erde hergerichtet. Es war ein einmaliges Ereignis, das voraussichtlich das letzte Spiel in diesem Stadion markierte.

Das Stadion der Stahlwerker bleibt ein Symbol für die glorreichen Tage des Fußballs in Riesa, aber auch für die Vergänglichkeit solcher Orte. Für viele bleibt es eine Erinnerungsstätte an packende Spiele, große Emotionen und eine bewegte Fußballgeschichte.

 

Der Nebenplatz

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Ich bin Philipp aus Meißen und fotografiere seit einigen Jahren verlassene Orte. Verwitterte Mauern, zerbrochene Fenster und verblasste Erinnerungen - diese Orte erzählen Geschichten von einer vergangenen Zeit. Mich fasziniert die morbide Schönheit dieser Orte und die Spuren der Zeit, die sie tragen.

Mit meiner Kamera halte ich diese vergessenen Momente fest und bewahre sie vor dem Vergessen. Dabei gibt es immer ein Motto: "Nimm nichts mit, außer Fotografien und hinterlasse nichts, außer Fußspuren!".

Neben den Lost Places zeige ich auch gelegentlich Bilder von meinen Reisen und Touren, die mich an neue und aufregende Orte führen.